HEREINSPAZIERT

Ein Blick auf die wahren Dinge des Lebens

Wir könnten natürlich das übliche Vokabular heranziehen: Portal, Lobby, Eingangstor oder Behälter. All das könnte Casa Costa durchaus sein. Wir möchten aber, dass Casa Costa etwas ist, das es nur bei uns gibt. Das man nicht einfach mit einem Etikett versehen kann. Es soll echt sein und nicht ohne weiteres einzuordnen. Daher bedienen wir uns eines Begriffs, der zwar schon recht abgenutzt ist, für uns aber dennoch immens wichtig: Gastfreundschaft.

In einer Welt, in der der überbordende Rummelplatz-Tourismus die Heiligkeit der Berge entweiht, die über Jahrhunderte hinweg das Leben der einheimischen Bevölkerung geprägt hat – was bedeutet in so einer Welt eigentlich Gastfreundschaft? Was bedeutet sie, wenn die Tourismusindustrie in jeder Hinsicht sämtliche Grenzen überschritten hat, wenn sie Berggipfel den Massen zugänglich gemacht und damit zu banalsten Konsumartikel herabgewürdigt hat? Nicht nur in den Bergen, auch am Meer und auf dem Land – die Tourismusindustrie hat alle Arten von Natur entstellt und zum stereotypen Inbegriff von etwas gemacht, wozu jeder Zugang hat, was jeder konsumieren kann. Was bedeutet Gastlichkeit in unserem zeitgenössischen Königreich der „Undinge“?

Für den in Seoul geborenen und in Deutschland lebenden Philosophen Byung-Chul Han „bewohnen wir heute nicht mehr Erde und Himmel, sondern Google Earth und die Cloud. Die Welt wird immer ungreifbarer, wolkiger und geisterhafter.“ Das stimmt. Wie der Philosoph ausführt, haben wir heute den Kontakt zur Wirklichkeit verloren und müssen daher so schnell wie möglich dazu zurückkehren, den Blick auf konkrete, bescheidene, tägliche Dinge zu richten. Ein Händedruck, ein Spaziergang, eine Radtour können so guttun.

Genau das möchte Casa Costa sein. Ein Wegweiser. Eine Straße, die in Richtung Gastfreundschaft führt. Nicht in die industrielle Gastfreundschaft, die aus reinem Konsum, exponentiellem Bettenwachstum und immer mehr Baubetrieb besteht. Nicht in die falsche Gastfreundschaft, die unsere Identität zerstört und das Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und Zukunft ins Wanken bringt. Nein – die Gastfreundschaft, von den wir sprechen, strebt einen exzellenten Tourismus an, der auf so grundlegenden Werten wie Solidarität, Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit basiert. Große Worte, gewiss. Aber wahre Worte. Die einen Kontrapunkt zur Leere der „Undinge“ schaffen.

Die Undinge also: „Ein Meer an Informationen, das uns täglich überflutet. Wie jede Überflutung betrifft sie unsere Existenz, zerstört Grenzen, formt Geographie neu. Heute sind es Daten und nicht mehr konkrete Dinge, die unser Leben beeinflussen. Die Undinge bekommen die Oberhand über das Wirkliche, über Tatsachen und Biologie. Und so erscheint uns die Wirklichkeit immer flüchtiger und verworrener, voller Anregungen, die nie über die Oberfläche hinausgehen.“

Mit dem Portal Casa Costa, das sich wie ein Schirm über unsere Hotels in Südtirol und der Toskana spannen soll, wollen wir unsere Gedanken zum Ausdruck bringen und zum Nachdenken über eine Zukunft anregen, die wir als Gastgeber und Gäste gemeinsam gestalten. Denn die Zukunft – und nicht nur die des Tourismus – betrifft uns alle. Folgen Sie uns, helfen Sie mit, seien Sie dabei! Gemeinsam können wir der Gastfreundschaft ein neues Gesicht verleihen.

Michil Costa

Byung-Chul Han, Le non cose, Verlag Einaudi

Nur wenn wir die Fähigkeit haben, zu bewohnen, können wir bauen.

MARTIN HEIDEGGER

Casa Costa ist das neue Verlagsprojekt der Familie Costa und ihrer Mitarbeiter. Es ist ein Ort, der aus drei Häusern und einer Stiftung besteht und den wir gemeinsam mit allen, die uns besuchen, bewohnen wollen. Casa Costa ist ein Container, eine Matrjoschka, eine chinesische Schachtel, ein Dominostein, eine Aneinanderreihung von Ideen, Bildern und Gedanken, mit denen wir Brücken und sicher keine Mauern bauen wollen. Und einem immer entscheidenderen Wort neuen Inhalt geben: Gastfreundschaft.