LA PERLA, CORVARA

Das Schatzkästchen in den Dolomiten

Die Costas. Eine Familie. Mit Anni und Ernesto, die sie gegründet haben. Mit drei Söhnen. Einem ganzen Leben. Die Erinnerungen daran prägen die Zimmer, die Salons, die Restaurants und alles andere. Sie sind Musik, die durch die Räume perlt. Die Gäste reisen von allen Kontinenten an. Als ob der Sassongher, der Hausberg von Corvara, ein Nabel der Welt wäre.

La Perla. Der Legende nach kam Ernesto Costa im Jahr 1956 auf diesen Namen, weil er in einem Telefonbuch von Rimini blätterte, das zufällig auf dem Gemeindeamt von Corvara herumlag, als Ernesto den Betrieb anmelden wollte. Und einen Namen musste er dem Hotel ja geben! Dass er als Südtiroler einen italienischen und keinen deutschen Namen gewählt hat, muss an sprachlicher Affinität gelegen haben: Corvara ist ladinisch; das Italienische ist vielen Bewohnern hier vertrauter als Deutsch. In jedem Fall ist es eine schöne Geschichte, eine von vielen, die das La Perla erzählen kann und zu denen der Unternehmungsgeist eines Mannes ebenso viel beigetragen hat wie die Zielstrebigkeit einer Frau. Beziehungsweise umgekehrt, denn Anni und Ernesto brachten jeweils beides mit. Stellen Sie sich die Zeiten damals vor, am Anfang, als die alten Sessellifte fuhren, als im Winter über allem eine dicke Schneedecke lag, die nicht erst künstlich hergestellt werden musste. Als alle das dringende Bedürfnis spüren, den Krieg und seine Tragödien hinter sich zu lassen und etwas Neues, Positives und Schönes zu schaffen. (Und jetzt haben wir es wieder mit Krieg und menschlichen Tragödien zu tun. Der reinste Irrsinn.) Es braucht viel gutes Denken und viel Willenskraft, um etwas Dauerhaftes und Positives zu schaffen. Viel öfter sind leider kleingeistige Menschen am Werk, die sich von blindem Egoismus und kurzfristigen Interessen leiten lassen. Bei solcher Kleingeistigkeit muss man Angst bekommen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Hotel wuchs und entwickelte sich. Die Söhne ebenfalls. An Schwierigkeiten mangelte es nicht, ebenso wenig an Schwung und Tatkraft. Und an Lebensfreude. Wie man am Club 54 sehen konnte, dem hauseigenen Nachtclub. Das waren Partys! Die Gäste spürten dieses Grundgefühl, und durch ihre begeisterte Präsenz und ihr Wiederkommen verstärkten sie es zusätzlich. Wenn wir heute zurückblicken, fühlt sich das fast seltsam an. Es ist so viel Zeit vergangen! Doch es schwingt keine Nostalgie mit, wenn wir zurückblicken. Nur Poesie! Auch wenn einen manchmal glatt die Rührung packen könnte. Doch so ist das Leben, so muss es gelebt werden. In vollen Zügen, offen und selbstkritisch und immer wieder mit einem prüfenden Blick darauf, ob wir als Gemeinschaft, als Gesellschaft in der richtigen Richtung unterwegs sind. Die Frage lautet: Liegt unsere Zukunft in Verschwendung und Ressourcenverheizung oder in der Festigung der Werte, die unsere Heimatregion so einzigartig gemacht haben? Wir brauchen kein Etikett als UNESCO-Welterbe, um uns darüber klarzuwerden, dass unsere Natur eine einzigartige Kostbarkeit ist. Die wir mit vielen Menschen teilen wollen, ohne sie zu einem billigen Konsumartikel herabzuwürdigen. Wir möchten, dass die Geschichte weitergeht, dass nach dem jedem Sommer ein neuer Winter kommt und umgekehrt. So ist unser Haus, und so sind die Menschen, die es bewohnen. Das La Perla, ein Schatzkästchen in den Dolomiten, das seinen Glanz all den Gästen verdankt, die Jahr für Jahr entzückt hineinblicken.