DER NEWSLETTER VON MICHIL

Das gemeinsame Dach über allen unseren Häusern

Von den Dolomiten bis in die Toskana dreht sich hier alles um Gastfreundschaft

Ist unsere Kommunikation zu altmodisch? Wir sprechen oft über dieses Thema, und auch ich selbst stelle mir manchmal die Frage: Müssten wir nicht viel mehr über Social Media mit unseren Gästen des La Perla, des Ladinia, des Posta Marcucci kommunizieren? Instagram zum Beispiel ist total wichtig für die jungen Leute, die wissen wollen, was im Murin passiert. Aber passt diese superschnelle, reduzierte Form der Kommunikation denn überhaupt zu uns, die wir so gerne vom Charme der Langsamkeit sprechen, von der Schönheit eines Regenspaziergangs, vom stillen Glück, das darin besteht, an den duftenden Lärchenzapfen zu schnuppern, nach denen in dieser Jahreszeit die Auerhähne so verrückt sind? Die Auerhähne stopfen sich mit den köstlichen Zapfen übrigens derart voll, dass sie ihre Stimme verlieren und dann nur noch unter Schwierigkeiten ihren berühmten Balzgesang samt Tanzelementen hinbekommen. Ohne aber kriegen sie die Weibchen nicht rum. Fressen oder Liebe – ein schönes Dilemma!

Zweites Problem: Tragen die sozialen Medien nicht auch dazu bei, die Kraft des Wortes zu verwässern? Wenn man sich unsere Politiker und Politikerinnen so ansieht, scheint genau das der Fall zu sein. Sie setzen die Social-Media-Kanäle ganz unbeschwert für werbliche, propagandistische Zwecke ein, und notfalls wird alles nach einer Stunde eben wieder widerrufen, macht ja nichts. Das öffentliche Gezwitscher ist inflationär. Wir hier hingegen, wir möchten das Wort und seinen Gehalt verteidigen. Denn wie Erri de Luca sagt: Mit der Fähigkeit zu sprechen wird der Wortschatz verteidigt.

Wenn es darum geht, dass wir die Einwandererströme ertragen „müssen“, wird gleich von einer „Invasion“ gesprochen. Ist das zufällig dahingesagt? Zu einer Invasion braucht es eine feindliche Armee, das haben wir wohl alle verstanden. Und das ist nur ein Beispiel. Wir hier jedenfalls fürchten nicht, ein wenig altmodisch zu wirken oder vielleicht auch einfach nur „out of the box“, wie man heute gerne sagt, oder mutig, wenn wir folgende Entscheidung treffen: Unsere tägliche La-Perla-Seite mit all ihren Gedanken und Anregungen soll sich in etwas Neues verwandeln, in dem es nicht mehr nur allein um das Hotel La Perla geht, sondern auch um unsere anderen Häuser. Wir fragen uns natürlich: Entspricht das dem Zeitgeist? Wollen unsere Gäste das lesen? Und was, wenn sie es nicht lesen wollen? Dann ist das vielleicht auch nicht so schlimm, haben wir uns gesagt, denn ein wenig schreiben wir ja auch für uns selbst und das Schreiben macht uns Spaß. Überhaupt soll man ja nicht immer ausschließlich an den wirtschaftlichen Erfolg einer Aktion denken, oder? Manche Leute kritisieren, dass es sich auf unseren Webseiten schlecht surfen lässt, und damit hatten sie Recht. Andererseits: Haben unsere Seiten nicht auch einen gewissen Charme? Und ist es tatsächlich so, dass Menschen, die ihren Urlaub bei uns verbringen wollen, keine Zeit verlieren können, ihren Tag optimieren und einfach nur alles ganz schnell begreifen wollen – ist das wirklich alles, was sie wollen?

Wir haben jedenfalls versucht, all diese Dinge und Überlegungen zusammenzuführen. Haben uns bemüht, unsere Häuser und Projekte so klar wie möglich zu präsentieren und sie unter einem gemeinsamen Dach zu versammeln. Und dieses Dach, Ladies and Gentlemen, ta-taaa, dürfen wir vorstellen? Es heißt … Casa Costa. Das Dach ist nichts anderes als eine gemeinsame Website für alle unsere bisherigen Aktionsfelder. Sprich, unsere drei Hotels und unsere Stiftung. Drumherum haben wir jede Menge Gedanken, Ideen, Bilder und Videos platziert. Wir halten das für eine prima Lösung. Martin Heidegger hat einmal gesagt, dass wir nur bauen können, wenn wir die Fähigkeit besitzen, zu wohnen. Wir hier haben in den letzten Jahrzehnten unsere Fähigkeit zu wohnen unter Beweis gestellt. Denn in unserem Fall ist Wohnen mit Gastfreundschaft gleichzusetzen. Wie Heidegger weiter ausführte: „Wohnen heißt, zum Frieden gebracht zu sein“. Unser Ziel bleibt es, uns weiter liebevoll um die Menschen zu kümmern. Und wir wünschen uns, überall dort, wo wir „wohnen“, eine segensreiche Gelassenheit und Heiterkeit auszustrahlen. Dazu gehört eine Kommunikation, die wirkungsvoll ist, aber nicht aggressiv.

 

Die Geschichte von Casa Costa begann mit meinen Eltern, Anni und Ernesto Costa, und dem Hotel La Perla im Jahr 1956, daher auch der Name unserer neuen Website. Weiter ging es mit der Stiftung, mit dem Ladinia, mit der Toskana. Wir sind gewachsen, haben uns entwickelt, haben versucht, schöne Dinge zu tun, ohne dabei die Kompassnadel aus dem Auge zu verlieren, die uns stets unser wichtigstes Ziel anzeigte: die Gastfreundschaft. Mit diesem Spirit haben wir jetzt auch Casa Costa 1956 „gegründet“: Es ist die Idee eines gemeinsamen Dachs, unter dem wir Ideen vorstellen und Gedanken formulieren können, die über banales Wortgeklapper hinausgehen. Ein Dach auch, unter dem wir uns mit unseren Gästen austauschen können – mit denen in Corvara in den Dolomiten ebenso wie mit denen im Val d’Orcia in der Toskana.

In Casa Costa soll sich alles um die Gastfreundschaft drehen. Gastfreundschaft auch gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es ist übrigens kein Zufall, dass es in unserem Haus mehr weibliche als männliche Führungskräfte gibt.

Casa Costa ist zunächst einmal eine Website. Wer sie anklickt, sieht als erstes den ersten Teil einer kleinen Video-Triologie, die wie eine Art animierte Visitenkarte unserer Idee von Gastfreundschaft fungiert. Sie verbindet zwei Motti, die uns besonders am Herzen liegen. Da ist einerseits das Motto „Gegen den Stress des modernen Alltags“ (inspiriert von einem unvergesslichen italienischen Werbespot aus den 1050er-Jahren). Und da ist auf der anderen Seite unser Glaubensmantra, das wir vom dem viel zu früh verstorbenen Südtiroler Grünen-Politiker Alexander Langer übernommen haben: „Langsamer, tiefer, sanfter“. Wie diese beiden Motto zusammengehen, zeigen wir – und ich sage ganz bewusst „wir“, denn wir haben es im Team geschaffen – mit dem 2022 erschienenen Buch „Raus aus dem Rummel“. Das Buch ist ein Plädoyer gegen die touristische Monokultur und beschreibt den Weg zu einer neuen Form von Gastfreundschaft. Nicht dem Tourismus der Konsumismus, nicht dem der Vervielfachung der Gästebetten, nicht dem der Hotelneubauten. Auch nicht dem Tourismus, der den Gästen Falsches vorspiegelt und damit zu unserem eigenen Identitätsverlust führt. Sondern eine in jeder Hinsicht exzellente Gastfreundschaft, die sich auf Werte wie Solidarität, Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit gründet.

Und jetzt sitzen wir da wie die Auerhähne und warten darauf, dass unsere Leser und Leserinnen uns zu verstehen geben, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diese Zeilen zu lesen.