STILLE FAHRRADTAGE IN DEN DOLOMITEN

Geschlossene Pässe, autofreie Straßen, Stille und gute Luft: Der Dolomiti Bike Day, die Sellaronda und die Maratona dles Dolomiten versprechen schönstes Radlglück

Es wäre schön, wenn das Fahrrad zu einem Instrument würde, das geräuschlos und wirkungsvoll zu einem Wiederaufleben der Beziehungen führt, zum Austausch von Worten und Lächeln!
Marc Augé

Schon unglaublich, wie ein Fahrzeug, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, noch immer so unglaublich zeitgemäß und in mancherlei Hinsicht auch so wegweisend für unsere heutige Gesellschaft sein kann. Natürlich hat sich auch einiges geändert. Materialmäßig dreht sich nun alles um Karbon und Titanium, es gibt Scheibenbremsen, Elektronik und elektrischen Antrieb. Und doch ist es immer noch unser gutes, altes Fahrrad, das sämtliche Voraussetzungen mitbringt, um eine umweltfreundliche und demokratische Zukunft zu gestalten, zu der jede und jeder Zutritt hat. Politiker, Amtsschimmel und Hoteliers müssten sich nur endlich mal die Tomaten von den Augen nehmen und begreifen, dass ein nachhaltiger, gastfreundlicher und bewusster Tourismus auch mit dem Fahrrad zu tun hat. Seit Jahren schon verficht der französische Philosoph Marc Augé die These, dass ein neuer Fahrradhumanismus vor der Tür steht, ein Humanismus mit Pedalen gewissermaßen, der Klassenunterschiede überwindet, zu echter Gleichberechtigung führt, das Leben in unseren Städten und auch in unseren Bergen durch einen verträglicheren Rhythmus verbessert und die Straßen unsere Städte in etwas verwandelt, das unseren Dolomitenpässen ähnelt: Räume nämlich, die sich im regelmäßigen Takt des Tretens entdecken lassen. Das Radfahren öffnet so dem Träumen und der Zukunft die Tür.

 

Seit Jahren schon wird die Sommersaison bei uns in den Dolomiten mit einer Reihe von Fahrrad-Events eingeläutet, die längst zu Radsport-Klassikern geworden sind und Heldengeschichte geschrieben haben. Denn die echten Radfahrer, die Liebhaber dieses Sports, die Fanatiker, aber auch die gemütlichen Sonntagsradler freuen sich nicht nur darauf, beim Giro d’Italia, bei der Tour de France oder bei den Weltmeisterschaften zusehen zu können, diesen heroischen Monumentalveranstaltungen. Nein, sie wollen auch einfach mal selbst auf legendären Strecken unterwegs sein, ohne dabei von Autoabgasen vollgepestet und vom Röhren der Motorräder betäubt zu werden, wie es im leider Sommer auf den Passstraßen der Dolomiten der Fall ist, wo dem motorisierten Verkehr keinerlei Grenzen gesetzt werden. Die Rad-Events Sellaronda am 11. Juni, der Dolomites Bike Day am 25. Juni und die Maratona dles Dolomites am 3. Juli 2023 sind Veranstaltungen, deren gemeinsamer Nenner nicht nur in den traumhaften Strecken liegt. Sondern darin, dass die Passstraßen an diesen Tagen für den Auto- und Motorradverkehr gesperrt werden. Schon seit Jahren kämpfen wir von der Casa Costa – bislang erfolglos – für die teilweise Schließung der Dolomitenpässe für den individuellen Autoverkehr. Weil wir davon überzeugt sind, dass nur ein echter Richtungswechsel uns von der Zerstörung unserer Berge bewahren und den Gästen wieder eine echte Gebirgserholung in friedlicher Stille ermöglichen kann. Wir hoffen einfach weiter, dass früher oder später – und zwar lieber früher als später – ein kluger und weitsichtiger Geist in der Regionalpolitik uns erhören möge. Uns und die Tausenden radfahrenden Gäste, die den Tourismus Pedaltritt für Pedaltritt in Richtung einer nachhaltigeren, grüneren, gesünderen Gastfreundschaft bewegen.