EIN GANZ EINFACHER SCHRITT

Zu Fuß auf der Via Francigena – wenn der Körper sich im Takt der Seele bewegt

Heute mehr denn je steckt im Wandern auch Reflexion und Subversion.
Heute mehr denn je ist das Zufußgehen ein Akt der Rebellion und Evasion.
Auch uns selbst gegenüber, die wir feststecken in den Schützengräben unserer digitalen Gehäuse.

Das Gute ist: Um loszulaufen, muss man nicht zu den Supersportlern gehören, Achttausender erklommen haben oder sonst was. Man muss nicht am Nordpol gewesen oder auf dem Matterhorn. Das Wandern ist in jedem von uns bereits angelegt, es braucht keine anspruchsvollen Superziele. Es reicht ein ordentliches Paar Schuhe, dazu vielleicht noch ein Rucksack. Und schon kann es losgehen. Wandern kann man übrigens auch in der Stadt – und dabei entdecken, wo wir eigentlich leben.

Wandern ist heute ein geradezu revolutionäre Akte geworden, der funktioniert, ohne dass irgendwelche Barrieren errichtet werden müssen. Es reicht, auf ein paar bewährte Bequemlichkeiten zu verzichten. Wie Erlin Kagge schreibt: „Sich der Tyrannei der Geschwindigkeit zu entziehen, heißt den Zauber auszudehnen, der in jedem Augenblick steckt, und dem Leben seine Intensität zurückzugeben.“

Kommen wir zu den Wohltaten des Wandern: Es führt zu besserer Gesundheit, zu einem effizienteren Gedächtnis und zu mehr Kreativität. Wir, die wir im Val d’Orcia und in den Dolomiten zu Hause sind, wissen, wovon wir sprechen. Und hier, im Val d’Orcia und über die mittlerweile legendäre Via Francigena, möchten wir unsere Gäste einladen, diese ganz ursprüngliche Erfahrung des langsamen Fortkommens in ein außergewöhnliches Abenteuer zu verwandeln.

Den Abschnitt, den wir Ihnen auf der Via Francigena besonders an Herz legen möchten, hat auch Sigerich auf dem Weg von Rom nach Canterbury zurückgelegt, nachdem er vom Papst das Pallium in Empfang genommen hatte, als Symbol seines neuen Amtes als Erzbischof. Los geht es in Radicofani, in dem einst der legendäre Räuber Ghino di Tacco sein Unwesen trieb, was übrigens den italienischen Regierungschef Bettino Craxi einst so beeindruckte, dass er sich seines Namens bediente, wenn er besonders ätzende Maßnahmen unterschrieb. Die Strecke führt nach Castiglione d’Orcia mit seiner Brug Rocca degli Aldebrandeschi, weiter nach Bagno Vignoni mit seiner herrlichen Wasser-Piazza und über das darübergelegene Vignoni Alta mit Traumblick über das ganze Val d’Orcia und den Monte Amiata nach San Quirico. Ein Städtchen, dessen mittelalterliches Ortszentrum immer noch wunderbar intakt und stimmungsvoll ist. Von hier könnte man noch einen Abzweiger nach Pienza machen, die päpstliche „Idealstadt“ mit ihrer grandiosen Kathedrale Santa Maria Assunta. Oder nach Montalcino, wo der Wein bekanntlich besonders gut schmeckt. Alles auf gut markierten Wegen, die hin und wieder die alte römische Via Cassia kreuzen.

Einfach loswandern, das ist es! Lasst uns nicht den Fehler der meisten modernen Reisenden wiederholen, die glauben, die Mühen des Reisens durch immer ausgefeilteren und luxuriöseren Komfort erleichtern zu können. Denn der wirkt wie ein Anästhetikum, das uns das Allerschönste verpassen lässt – die Reise selbst.