MICHILS NEWSLETTER

Angelehnte Türen

Die Wintersaison ist zu Ende. Und die Türen unserer Berghotels haben wir erst einmal wieder geschlossen. Oder sagen wir: angelehnt. Dass wir sie in diesem Winter offenhalten konnten, verdanken wir unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Und zwar jedem einzelnen von ihnen.

Lieber Gast,

heute ist der 1. April, aber diese Zeilen sind kein Witz, kein Aprilscherz! Mit großer Ernsthaftigkeit widme ich sie den Menschen, die uns unser gutes Leben überhaupt erst ermöglichen.

Liebe Larissa, liebe Gaya, lieber Samuele, lieber Thiagaye, lieber Baba Sarr…

In anderen Worten: liebe Mitarbeiterin und lieber Mitarbeiter! Am liebsten würde ich jeden einzelnen von euch hier ansprechen. Jeden mit seinem Namen, und am liebsten würde ich auch gleich sein Gesicht dazu sichtbar machen, in Form eines schönen Portraitfotos. Bei euch allen will ich mich bedanken, bei jedem einzelnen, völlig ohne Ausnahme. Die Wintersaison ist eben zu Ende gegangen, und die Türen unserer Berghotels haben sich erst einmal wieder sanft geschlossen. Dass wir sie überhaupt offenhalten konnten die ganzen letzten Monate, das verdanken wir euch. Dir.

Ich weiß genau, dass dieser Einsatz für dich nicht immer leicht gewesen ist. Denn es fällt nun einmal schwer, weit weg vom eigenen Zuhause zu sein und stattdessen mit uns zu leben. Doch wir hoffen, dass die Casa Costa in diesen vergangenen Monaten zu einem Ort geworden ist, in dem du dich im Geiste und im Herzen heimisch gefühlt hast – oder wenigstens ein bisschen.

Wir alle hier wissen, wie hart es ist, auch an Feiertagen wie etwa Weihnachten arbeiten zu müssen, wenn man doch so viel lieber daheim mit der Familie um den festlich geschmückten Tisch säße. Und doch bist du bei uns gewesen, mit unseren Gästen. Danke.

Es ist auch nicht leicht, immer ein Lächeln im Gesicht zu tragen. Doch ich habe dich genau gesehen, ich habe gesehen, wie du unsere Gäste angelächelt hast – nich gedankenlos oder künstlich, sondern mit Überzeugung! Giulan. Danke für das Lächeln, das du unseren Gästen geschenkt hast. Danke, dass Casa Costa mit dem Hotel La Perla, dem Berghotel Ladinia, dem L’Murin und der Stüa Michil in diesen letzten Monaten geöffnet sein und Gäste empfangen konnten. Danke, dass sich unsere Gäste durch dein Verhalten, durch deinen Einsatz bei uns wie zuhause fühlen konnten. All das verdanken wir wirklich nur dir.

Ich kann mir ungefähr vorstellen, auf wieviel du selbst in diesen Monaten hast verzichten müssen. Wie viele Wünsche du zurückstellen musstest. An wie vielen Treffen du nicht teilnehmen konntest. Früher kommunizierte man über die lange Distanz mit Briefen und Postkarten. Heute sind mit dem Handy in kürzester Zeit Nachrichten, Bilder und Audio-Botschaften verschickt; so fühlen wir uns einander sehr viel näher – ein Glück! Was du hier immer vor Augen hattest in diesen vergangenen Monaten, war die Kulisse unser grandiosen Berge. Ich weiß ja nicht, wie du die Berge erlebst – als tröstenden Schutz oder als etwas, das im Weg steht und die Sicht verstellt? Dann die Menschen, die du kennengelernt hast. Gäste, die kommen und gehen, als wäre die Welt ein einziges großes Karussell, ein endloser Walzer in einem Festsaal ohne Grenzen. Doch immer wieder hast du sicher auch diese Melancholie gespürt. Heimweh. Das kann ganz schön weh tun. Doch dann verfliegt es wieder; man krempelt die Ärmel hoch und macht weiter. Fühlt sich wieder richtig gut. Vielleicht sogar immer besser! Denn es ist auch schon vorgekommen, dass hier jemand alleine ankam, um dann nie wieder allein zu sein. Ich meine natürlich unsere liebe Mitarbeiterin, die bei uns die Liebe gefunden hat und in deren Schoß nun ein neues Leben heranwächst. Wir alle freuen uns mit den werdenden Eltern über diese wunderbare Nachricht. Und über diese ganz besondere Geschichte, die das Leben bei uns in der Casa Costa geschrieben hat.

Das tägliche Lächeln, dass du – liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter – unseren Gästen geschenkt hast, war nicht gestellt oder oberflächlich. In deinem Lächeln drückten sich Positivität und Lebensfreude aus. Denn das genau ist auch die Essenz unserer Arbeit: Wir wollen Positivität vermitteln. Die Welt steckt schon voller Probleme, und wenn wir selbst auch noch schlechte Laune ausstrahlen – dann gute Nacht. Unsere Arbeit besteht aus gelebter Gastfreundschaft. Sie besteht darin, Menschen bei uns zuhause aufzunehmen, sie gewissermaßen in die Arme zu schließen. Daher müssen wir Gastfreundschaft im Innersten selbst leben. Sonst verliert sie ihren Sinn, ihre Bedeutung. Danke also dafür, dass du uns dein Lächeln, deine gute Laune und auch dein Durchhaltevermögen geschenkt hast. Wir werden einander auch in den nächsten Monaten verbunden bleiben, so lange, bis die momentan nur angelehnten Türen unserer Häuser wieder weit aufgestoßen werden. Diese Zeit wird im Nu vergehen, und dann ist wieder Sommer – ein Sommer voller Neuigkeiten!

Danke, ihr lieben Mitarbeitenden, dass ihr euch jetzt auch um unser neue Hotel Gran Fodà in Sankt Vigil am Kronplatz kümmert! (Doch pssst … viele Gäste wissen noch gar nichts von diesem New Entry!).

Danke, dass ihr euch um unsere Familienstiftung kümmert. Viele von euch haben den Wunsch geäußert, die verschiedenen Projekte, die wir unterstützen, persönlich kennenzulernen. In Uganda, auf den Spuren der tibetanischen Kulturen, im Safrananbau …

Giulan, liebe Mitarbeitende, die ihr euch um das Albergo Posta Marcucci kümmert: Für euch ist die Saison nie vorbei, weil im herrlichen Val d’Orcia eine hinreißende Jahreszeit die nächste ablöst. Gerade jetzt, wo der Frühling kommt, ist die Toskana sensationell schön – und ihr seid stets auf eurem Posten. Danke!

Danke, ihr lieben Mitarbeitenden, die ihr trotz geschlossener Türen in den Dolomiten bleibt und euch um die Arbeiten an unserem neuen Spa kümmert. Danke, ihre Mitarbeitenden in Bassano del Grappa, die ihr euch um den Verkauf der Zimmer in allen unseren Häusern kümmert. Ihr seid zwar ein Stück weit entfernt von uns – uns aber dennoch ganz nahe.

Schließen will ich mit ein paar Gedanken rund um Odysseus und sein Herumreisen. Denn gerne stelle mich dich, euch vor wie Reisende in der Welt der Gastfreundschaft. In einer Welt, die gewebt ist aus Begegnungen und Begrüßungen, aus Aufbrüchen und Abreisen, aus der Entdeckung neuer Gestade, aber auch aus der Heimkehr. Denn letztlich ist es die Rückkehr, die dem Aufbruch erst ihren Sinn verleiht, ihre Richtung. Wie Bruce Chatwin geschrieben hat, ein anderer großer Reisender: „Die Rückkehr birgt eine Sinnhaftigkeit in sich, die der Hinreise alleine fehlt. Die Rückkehr ist die Antwort auf unsere innere Unruhe.“ Auch die Odyssee ist schließlich die Geschichte einer Rückkehr nach Hause und des Wunsches danach. Sie passt zur inneren Dichotomie jedes Reisenden: Obwohl er einerseits unbedingt wegwill, ersehnt er andererseits stets die Rückkehr.

Möge es daher für jeden einzelnen von euch eine frohe Rückkehr sein – in euer Zuhause, in eure Städte, in eure Länder und Kontinente. Doch wir freuen uns schon sehr darauf, euch bald wieder bei uns zu haben. In der Hoffnung, dass auch unsere Casa ein wenig zur euren geworden sein möge. Giulan. Danke für die schöne Arbeit, die wir gemeinsam tun. Und die schön ist, weil es dich gibt. Weil es euch gibt. Wir freuen uns auf euch! Unsere Türen sind nicht geschlossen. Sie sind gerade mal angelehnt.

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