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Der Walzer der Gastfreundschaft – und wo wir aus dem Takt geraten

Auf CasaCosta1956, der Website, auf der unsere drei Hotels in Südtirol und der Toskana zu Wort kommen, haben wir eine Kampagne mit dem Namen „Walzer der Gastfreundschaft“ veröffentlicht. Wir zeigen da Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ihre Runden durch Küchen, Bars, Zimmer und auf Fluren drehen, aber wir wissen natürlich ganz genau, dass nicht jeder Schritt perfekt sitzt. Auch im übertragenen Sinne.

Sprechen wir lieber von uns. Von uns im Sinne von „unserer Familie“. Von unserer vielköpfigen Gastgeber-Familie, die all unsere großartigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einschließt. Sie alle sind so wunderbar, dass wir ihnen alles mögliche verzeihen. Und sie uns auch. Ein schönes Beispiel für diese Zusammenhänge ist unser Salat- und Gemüsebuffet und unser Küchenteam im La Perla. Wir lieben unsere Köche und Köchinnen, schätzen sie über die Maßen, denn sie machen einen fantastischen Job. Wer weiß, wie es in Restaurantküchen zugeht, kann sich vorstellen, was die Leute da leisten müssen. Weil aber auch wir als Hoteliers einen guten Job tun wollen, müssen wir Sie als Gäste aber auch ein bisschen warnen: Im La Perla, wie gesagt, haben wir abends dieses herrliche Buffet mit den köstlichsten Salat- und Gemüsekreationen, dazu feinstes Olivenöl und aromatischen Essig (der natürlich nicht aus der greisligen Aceto-Balsamico-Industrie kommt, doch dies nur am Rande). Wenn man als Gast nun vor diesem Buffet steht, hört man ziemlich oft Stimmen aus der Küche gleich nebenan, die laut die Bestellungen annoncieren, gern auch mal mit dem ein oder anderen Fuhrmannsfluch garniert. Was haben wir nicht schon alles unternommen, um hier für Ruhe zu sorgen! Doch es ist uns nicht geglückt, und das liegt nicht nur am Küchenchef. Die Lösung? Statt uns die Ohren zuzuhalten, würden wir gerne einen alten Traum verwirklich. Bei dem Gäste und Mitarbeiter stärker zueinander finden. Bei dem Gäste auch mal in die Küche schauen können, wie es da so zugeht. Und sich die Mitarbeiterinnen abends an die Bar setzen. Bei dem die Gäste einen Blick ins Büro werfen und sich die Projekte unserer Stiftung näher ansehen. Denn wenn die Dinge so laufen, dann bekommt selbst das laute Rufen in der Küche einen Sinn und seine eigene Schönheit.

In unserem Hotel Posta Marcucci in der Toskana herrscht kein Stimmengewirr, denn da ist die Küche so weit vom Buffet entfernt, dass man wirklich nichts hören kann. Dennoch finden wir das Salat- und Gemüsebuffet immer noch nicht so toll, wie wir es gerne hätten. Das liegt nicht daran, dass die Küche im Posta Marcucci nicht gut wäre – im Gegenteil, unser junger Küchenchef ist mit Gold kaum aufzuwiegen. Der Grund ist vielmehr, dass besagter Küchenchef nun mal ein überzeugter Fleischliebhaber ist, dem zu einer Costata Fiorentina sehr viel mehr einfällt als zu einem Blumenkohl. Andere Defekte, die wir haben? Unser Spa im La Perla ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, im Ladinia haben wir gar keines und für das in der Toskana stehen Arbeiten an. Ja, wir sind äußerst kritisch uns selbst gegenüber. Das müssen wir auch sein, wenn wir immer besser werden wollen. Noch ein Kritikpunkt: Wir predigen sehr viel Nachhaltigkeit, sind aber selbst immer noch nicht nachhaltig genug und erst recht nicht autonom. Unsere Häuser haben alle ein gewisses Alter und einen ausgesprochen hohen Energieverbrauch. 

Aber gut. Wir sind Hoteliers. Wir beherbergen Gäste. Geben Gastfreundschaft. Deshalb geht es gar nicht anders – wir müssen uns immer wieder fragen, ob wir wirklich gut sind. Sind wir gut? Die wertvollste Antwort darauf können Sie uns geben, liebe Gäste – indem Sie bei uns wohnen, indem Sie uns den Weg aufzeigen, den wir gehen sollen, in dem Sie mit uns so offen und direkt wie möglich kommunizieren. Wir revanchieren uns dafür mit Aufrichtigkeit und einem Lächeln, das wirklich von Herzen kommt. Und der Walzer der Gastfreundschaft dreht sich weiter …