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Ein Stilprojekt zur Wiederentdeckung der ladinischen Identität
„Dieses Kleidungsstück feiert die Kunst der Strickerei, das ladinische Erbe und das Engagement für Nachhaltigkeit. Es ist ein Unikat, das eine Geschichte erzählt und sich harmonisch in das moderne Leben einfügt.“
Mein Name ist Diana Pizzinini, ich bin 23 Jahre alt und wurde in Alta Badia geboren und bin dort aufgewachsen – im Herzen der Dolomiten.
Das Projekt, das ich hier vorstelle – meine Bachelorarbeit – trägt die Essenz meiner Kultur in sich: die Geschichte und Traditionen der ladinischen Gemeinschaft, mit einem besonderen Fokus auf die zentrale Rolle der Frauen, die seit jeher das Herz der Familie sind. Sie waren es, die sich um die Erziehung der Kinder kümmerten, ihre Ehemänner unterstützten und vor allem unsere Sprache bewahrten und unsere Bräuche weitergaben.
Meine Forschung konzentrierte sich auf einen der faszinierendsten Aspekte der ladinischen Kultur: die traditionelle Kleidung. Diese Kleidungsstücke sind keine bloßen dekorativen Elemente, sondern wahre Symbole von Identität und Erinnerung. Jedes Teil erzählt eine Geschichte, jedes Detail spricht von einer Gemeinschaft. Es handelt sich nicht um Massenware, sondern um Unikate, handgefertigt aus lokalen Materialien.
Ich habe dieses Thema gewählt, weil ich mich ihm zutiefst verbunden fühle. Es war bewegend, Aspekte meiner Vergangenheit wiederzuentdecken und sie in meiner Gegenwart zu erkennen. So entstand „Die eigenen Wurzeln tragen“ – ein Projekt, das als Brücke zwischen Tradition und Gegenwart dienen soll.
Diese Kleidung heute zu tragen, ist mehr als nur ein ästhetisches Statement: Es ist ein Akt des Respekts gegenüber unserer Kultur, eine Hommage an das, was uns überliefert wurde, und ein stolzes Bekenntnis zu unserer Identität.
Während meiner Recherche hatte ich das große Glück, eine ältere Schneiderin aus meinem Dorf kennenzulernen – eine wahre Hüterin der lokalen Handwerkstradition. Ihre Erzählungen und ihr Wissen waren für mich eine wertvolle Inspirationsquelle. Besonders bewegte mich eine Leinenjacke, die sie mir zeigte – rund ein Jahrhundert alt, gefunden in einem alten Bauernhaus. Es war Liebe auf den ersten Blick.
So entstand die Idee, dieses Kleidungsstück in einer zeitgenössischen Form neu zu interpretieren – mit Strick als Ausdrucksform. Ich habe Formen und Volumen intensiv untersucht, und das Ergebnis ist eine Jacke mit klaren, geometrischen Linien, moderner und reduzierter Ästhetik. Sie wurde vollständig von Hand gefertigt, mit einem natürlichen Garn aus Leinen und Baumwolle in Schwarz – im Einklang mit der ursprünglichen Farbgebung.
Die Fotos, die das Projekt begleiten, wurden von der Fotografin Ellen Van der Sinne gemacht – ihr gilt mein tief empfundener Dank.
Diana Pizzinini