PARIS 2024

Ein Sommer unter Olympischen Ringen

Staaten, Flaggen, Nationen: Macht es Sinn, eine ohnehin schon zersplitternde Welt weiter auseinanderzubringen? Ich liebe den Sport und finde es großartig, wenn Italien Gold im Vier-mal-100-Meter-Staffellauf gewinnt. Aber noch schöner finde ich es, wenn sich die Menschheit um Verbindungen bemüht.

Die Olympischen Sommerspiele. Paris. Nicht, dass die anderen Sportarten langweilig wären, doch meine ganze Leidenschaft gehört der Leichtathletik. Wenn ich sehe, wie da gelaufen, gesprungen und geworfen wird, vergesse ich ganz, welche Landesfahnen jeweils dahinterstehen. Welche Nationen. Sollten wir denn überhaupt weiter Fahnen schwenken in einer Zeit, in der auf absurdeste Weise überall der alte Nationalismus wieder aufpoppt? Wenn ich die sportlichen Leistungen einer Kubanerin oder eines Norwegers bewundere, dann denke ich doch nicht an das Land, aus dem sie oder er kommen. Ich versinke dafür ganz in der Poesie der sportlichen Bewegung, in der ich das Wogen des karibischen Meeres wahrnehme. Oder die ewige, kraftvolle Form eines Fjords. Trotzdem freue ich mich darüber, wenn die italienischen Sportler und Sportlerinnen gewinnen. Ich mag die 4-mal-Hundert-Meter-Staffel, auch wenn die bei den Olympischen Spielen immer Anlass zu Spekulationen bieten, um es mal vorsichtig zu formulieren. Mir gefällt der Sport, und mir gefallen die jungen Leute, die zu Tausenden aus der ganzen Welt zu den Spielen anreisen. Ja, wir dürfen uns zwei Wochen lang über die Pariser Spiele freuen. Und über Medaillen in allen Farben.

Michil Costa

Foto credits: Selin Erkan