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Gesegnet sei dieser verdammte 1. April

Unsere Freunde und Stammgäste kennen die Geschichte schon. Wissen, was damals am 1. April geschah.
Dieser 1. April steckt tief in mir. Er steckt im Kopf und im Herzen der Familie Costa, ist Teil von jedem einzelnen von uns.
Was damals geschah, ist nichts, was man je vergessen könnte. Die Zeit heilt zwar die Wunden, doch derartige Erlebnisse lassen sich nicht auslöschen. Und erst unsere Verletzungen machen uns zu dem, was wir sind.

Unsere Freunde und Stammgäste kennen die Geschichte. Wissen, was damals am 1. April geschah. Dieser 1. April steckt tief in mir. Er steckt im Kopf und im Herzen der Familie Costa, ist Teil von jedem einzelnen von uns. Was damals geschah, ist nichts, was man je vergessen könnte. Die Zeit heilt zwar die Wunden, doch derartige Erlebnisse lassen sich nicht auslöschen. Und erst unsere Verletzungen machen uns zu dem, was wir sind.

Ich hätte an diesem 1. April vor vielen Jahren ganz normal morgens zur Schule gehen sollen, doch was in der Nacht geschah, veränderte alles. Da waren auf einmal unsere Eltern, die uns aus den Betten rissen. Mein Vater, der mir eine kleine Schatulle in die Hand drückte: „Halte sie gut fest, es ist alles, was uns bleiben wird.“ Und dann mussten wir von der Terrasse springen, runter in den weichen Schnee. Um uns herum die nackte Panik. Lodernde Flammen, die aus den Fenstern schlugen, die das Dach in ein Feuermeer verwandelten und alles niederbrannten, während verzweifelte Feuermänner nach den unter einer dicken Schneedecke verborgenen Hydranten gruben. Halbnackte Gäste, die durch den Schnee irrten. Andere, die nach kurzem Zögern aus den Fenstern in den oberen Stockwerken sprangen. Krankenwägen, Sirenen, Geschrei. Zwei Zimmermädchen, Doris und Fini, die sich nicht zu springen trauten und stattdessen die Treppe nahmen. Und dort zu Asche verbrannten. Am nächsten Tag nahm mich mein Vater an der Hand. Von unserem Hotel, das auch unser familiäres Zuhause war, das Zuhause von mir und meinen beiden Brüdern, in dem wir spielten, in dem wir Zeit mit unseren Eltern und den Gästen verbrachten, von diesem Zuhause war nichts mehr übrig. Bis heute habe ich den stechenden Rauchgeruch in der Nase, sehe das Bild totaler Zerstörung vor meinen Augen. Nur eine Marienfigur hat damals den Brand überlebt, verkohlt zwar, aber aufrecht stand sie vor uns, als wollte sie uns trösten. Und uns sagen: „Ich bin noch da!“

Die folgenden Jahre waren hart. Unzählige Prozesse. Versicherungen, die für den Schaden nicht zahlten. Tägliches Sparen und Knapsen. Und meine Eltern, die alles wieder aufbauten, die einen Haufen Schulden machten, und das in Zeiten galoppierender Inflation. Nichts war uns geblieben von unserem früheren Hotel, von unserem Zuhause, bis auf die kleine Schatulle, die ich in diesen dramatischen Nachstunden fest umklammert hatte. Und in der sich der Schmuck meiner Mutter befand.

Seit diesem traumatischen Ereignis gehört der 1. April uns und unserer Familie. Jedes Jahr pilgern wir am 1. April gemeinsam nach Weißenstein, zu einem der schönsten Wallfahrtsorte ganz Südtirols. Und essen dann alle zusammen zu Mittag. Und die Erinnerung an diesen fernen, aber unauslöschlichen Tag wird zum Anlass für ein schönes Zusammensein. Auch heute wieder. Ein bisschen ist es so, als hätten die Wunden von damals den Zugang zu unserem besten Ich eröffnet. Gesegnet sei dieser verdammte 1. April.

Der diesjährige 1. April ist außerdem ein geeigneter Moment, um kurz zusammenzufassen, was in unseren Häusern in den vergangenen Monaten alles passiert ist. Im Posta Marcucci in der Toskana ist der Garten jetzt noch üppiger bepflanzt; im Spa dort haben wir eine Salzgrotte eingerichtet und die Salons wurden noch einmal gründlich aufpoliert und verschönert. Zuhause in den Südtiroler Dolomiten haben wir im Winter zwar wenig Schnee gehabt, doch die Skipisten waren trotzdem perfekt in Schuss und wir hatten viele und zufriedene Gäste. Die größte Neuigkeit hier in Alta Badia betrifft uns zwar nur indirekt, ist aber trotzdem wichtig für uns: Vor einigen Tagen wurde das Drei-Sterne-Restaurant St. Hubertus definitiv geschlossen. Unsere Kollegen vom Hotel Rosa Alpina, zu dem das St. Hubertus gehörte, werden ihr Haus von Grund auf renovieren; es soll schöner werden denn je zuvor. Doch die Tatsache, das Rosa Alpina in den nächsten 18 Monaten nicht mehr als Zentrum der Gastfreundschaft in unserem Tal zu haben, empfinden wir als sehr, sehr schade. Ein guter Wettbewerb tut immer gut; er lässt uns wachsam und aufmerksam bleiben. Klar, es ist nur eine Pause, und danach wird sich das bekannte Hotel in San Cassiano noch schöner und stärker präsentieren. Wie mir Ursula Pizzinini Mahlknecht heute augenzwinkernd und mit einem Zitat aus dem „Rosaroten Panther“ geschrieben hat: „Heute ist nicht alle Tage, ich komm‘ wieder, keine Frage”. Im neuen Rosa Alpina wird es auch ein neues Restaurantkonzept geben, doch werden auch die drei Michelin-Sterne wiederkehren? So schnell bestimmt nicht, und das ist ein Problem. Für uns als touristische Gemeinschaft ist das tatsächlich ein Problem. Wir brauchen diese Spitzenadressen, die mit leuchtendem Beispiel vorangehen. Wir brauchen Spannung, die uns selbst die Antennen aufstellen lässt. Wenn wir überholt werden, dann spornt uns das erst recht zum Wettbewerb an. Ich möchte hier noch einmal wiederholen, was ich dieser Tage bereits an anderer Stelle formuliert habe:

Unser Tal, die Tourismusbehörden und die Kommunen haben der Familie Pizzinini oder Norbert Niederkofler, dem Küchenchef, nie offiziell für das gedankt, was sie für unser Tal getan haben. Und warum nicht, was glauben Sie? Die amtliche Version lautet: „Aus Gründen des Gleichgewichts, um niemanden zu benachteiligen und um auch Gästehäuser und Pizzerien wertzuschätzen“. Doch das ist banales Geschwätz. Ich kann Ihnen versichern: Das berühmte Drei- Sterne-Restaurant wird uns fehlen. Doch ich kann Ihnen ebenfalls versichern, dass wir uns jetzt noch mehr anstrengen werden. Als Familie und als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, als Menschen, die ihr ganzes Leben der Gastfreundschaft widmen, werden wir mehr denn zuvor alles geben, damit sich unsere Gäste bei uns rundum wohlfühlen. Und damit wir stets die richtige, gute Motivation finden, um immer besser zu werden. Denn unsere Häuser – auch wenn meine Brüder und ich nicht mehr im „La Perla“ wohnen – bleiben auch unser Zuhause. Nun muss ich schließen. Ich sehe gerade Mathias mit den Arbeitern reden, die in den nächsten Monaten die gesamte obere Etage des La Perla neu machen – eine traumhaft schöne Suite wird dort entstehen, mit einem grandiosen Blick auf die Dolomiten.

Doch jetzt wollen wir uns erst einmal auf das Osterfest konzentrieren. Es soll ein schönes Ostern werden, so wie wir es uns alle wünschen – voller Farben, voller Freude, voller Hoffnung. Schön ist es, dort leben zu dürfen, wo Menschen hinreisen, um die vielleicht wichtigste Zeit des ganzen Jahres zu verbringen. Wir freuen uns auf Sie – jetzt schon in Bagno Vignoni, ab Mitte Juni dann auch in Corvara.

Von dort grüßt Sie ganz herzlich,

Michil Costa